Die unendliche Telematikdiskussion geht weiter. Inzwischen scheint auch die Politik verstanden zu haben, dass 200.000 Praxen komischerweise nicht in ein paar Monaten computermäßig umgestellt werden können. Und einen Nutzen hat –  außer den beteiligten Firmen, die pro Praxis ca. 3000 – 4000 € verdienen – nur wenige dran. Die zweite Meldung läßt allerdings aufhorschen und die Richtung erkennen, in die Industrie, Politiker und Krankenkassen gehen wollen… nämlich an Ihre Daten – wehren Sie sich also!

Telematikinfrastruktur (TI): Politiker halten Fristverlängerung für möglich
Die Anbindung der Arzt- und Zahnarztpraxen an die TI ist problematisch und langwierig. Hauptgrund dafür sind die Lieferschwierigkeiten der Industrie. Bis zum 31. Dezember 2018 sollen alle Praxen an die TI angeschlossen sein und als erste Anwendung das Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) durchführen können. Bislang partizipieren etwa 20.000 Praxen der etwa 200.000 Praxen an der TI, es ist damit unrealistisch, dass die Frist bis zum Jahresende eingehalten werden kann. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) spricht sich seit längerer Zeit für eine Fristverlängerung aus. Die KZBV fordert die Abschaffung der Sanktionierung und hilfsweise Fristverlängerung bis zum 31.12.2019. Inzwischen plädieren auch Politiker eine Kehrtwende. Der Gesundheitspolitiker Tino Sorge (CDU) verlangt ein „rasches Umdenken“ beim Rollout der TI. „Die Ärzte trifft daran keine Schuld. Sie sind vor ungerechtfertigten Sanktionen zu schützen“, so Sorge. Er glaube auch nicht mehr an die gesetzte Frist. „Wir stehen beim TI-Rollout an einem Scheideweg. Nun sind Pragmatismus und Teamgeist gefragt – bei den Leistungserbringern, den Kostenträgern und der Industrie“, erklärte Sorge. Auch Gesundheitspolitiker der FDP und AfD sprachen sich bereits für eine Fristverlängerung bis zum 31.12.2019 aus. Quelle: Ärzteblatt

Zur Ihrer Info: Versichertenstammdatenmanagement – hört sich ja gewaltig an, ist aber nur eine Adressüberprüfung, die den Ärzten/Zahnärzten aufgehalst wurde; d.h. wir erledigen Kleinkrämeraufgaben für Ihre Krankenkasse – so kann man natürlich auch Verwaltungskosten sparen. Und ein gewaltiger Schritt für die Bürokratie und weniger für die Menschen.

Und die zweite Meldung zeigt, worum es Industrie, Krankenkassen und den Politikern eigentlich geht:

Ärzteschaft protestiert gegen Kassenzugriff auf Praxisverwaltungssysteme
Beim Ausbau einer elektronischen Patientenakte (ePA) existieren wohl momentan Erwägungen, Krankenkassen einen direkten Zugriff auf die Praxisverwaltungssysteme von Ärzten und Psychotherapeuten zu gewähren. Gut informierte Kreise berichten, dass sich das Bundesgesundheitsministerium dem AOK-Modell für die ePA annähert. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) zeigten sich empört und lehnen die Pläne vehement ab. „Wir werden keine Systeme akzeptieren, die in unsere Praxissysteme eingreifen, wie sie von einer Kassenart derzeit propagiert werden. Auch der Zugriff von einem beauftragten Dritten ist für uns nicht hinnehmbar“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Überdies sollen Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn spätestens ab 2021 auch per Handy und Tablet ihre Patientendaten einsehen können. Entsprechende Vorgaben wolle der CDU-Politiker den Krankenkassen noch diesen Monat machen, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Quelle: KBV, änd, Ärzteblatt

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